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BAUPHASE 1998 bis 2005

"Shutteln und Basteln" - unter diesem Motto steht die ISS-Aufbauphase, die am 20. November 1998
begann. An diesem Tag brachte die russische Trägerrakete "Proton" das erste ISS-Modul "Morgenröte"  
("Sarja") in die Umlaufbahn. Damit war der Grundstein gelegt für rund 80 weitere Baublöcke, die "Sarja"
noch  folgen müssen, bevor die Station unseren Planeten in angestrebter Größe umkreist. Den
entsprechend aufwendigen Bauteil-Shuttle-Service erbringen dieRaumtransporter "Endeavor" und
"Proton", die bis zur Fertigstellung rund 45 mal mit einem Modul an Bord in die Umlaufbahn starten werden.

Der Zusammenbau wird von den Bodenstationen Houston und Baikonur aus über zahllose Bildschirme
minutiös überwacht und gesteuert. Aber auch im Goldenen Raumfahrtzeitalter - fortan als angebrochen
unterstellt - sind Montageteams im All noch unersetzlich. Was bedeutet, dass auch im Orbit ganz trivial
die Schraubenzieher angesetzt werden, wenn etwas zusammen soll, was zusammen gehört. Die erste Crew,
die in Sachen "ISS" zum Werkzeug griff, koppelte 1998 das Grundmodul "Sarja" mit dem ersten
amerikanischen Modul "Unity".

Nach also bewährtem Konzept wächst die "ISS" Bauteil für Bauteil und Monat für Monat. Seit Oktober
2000 ist die Infrastruktur einer bewohnbaren Raumstation montiert, die im Wesentlichen
aus einem Lebenserhaltungssystem, Wohnmodul und Energieversorgung besteht. Die erste WG über den Wolken
bilden die Russen Gidzenko und Krikalew und der Amerikaner Shepherd. Sie starteten Ende Oktober
2000 an Bord des russischen "Sojus"-Shuttles, das für den Notfall der Evakuierung an der Station
angedockt bleibt. Die drei Männer blieben bis März 2001 auf der "ISS".
Am 11. März kam dann die Ablösung: Die zweite Crew bezog die Raumstation "Alpha",
das Oberkommando ging an die Amerikaner über.

Die internationale Weltraumstation soll im Jahr 2004/2005 fertiggstellt und zukünftig permanent
von sieben Crewmitgliedern bewohnt werden. Die NASA, RSA, ESA, NASDA und CSA
kooperieren beim Aufbau dieser Station. Zur Vorbereitung des Projektes wurden zunächst die
technischen Voraussetzungen zur internationalen Zusammenarbeit geschaffen. Das amerikanische
Space Shuttle führte dazu mit der russischen Weltraumstation MIR Koppelungen und andere
Manöver durch. Außerdem machten sich die russichen Kosmonauten und die amerikanischen
Astronauten mit der Technik der jeweils anderen Raumfahrernation vertraut.

Das Modul "Zarya" (= Morgenröte), der "Unity"-Node 1 und das Service Modul "Swesda"
(= Stern) befinden bereits sich auf einer Bahn in 350 - 450 km Höhe um die Erde und funktionieren
bis auf kleinere Fehler reibungslos. An Bord des mit zwei Jahren Verspätung angedockten Moduls
"Swesda" befindet sich gleichzeitig der erste ESA Anteil der Station der Bordrechner. Am 11.12.98,
als sich lediglich Zarya und der Node 1 im Orbit befanden, wurde die Station das erste Mal betreten.
Robert Cabana und Sergej Krikaljow wechselten vom Shutte Endeavour auf die ISS. Die ersten
elektronischen Geräte wurden an Bord der ISS bereits in Betrieb genommen .
Seit dem wurden einige Versorgungsflüge per Shuttle und Progress durchgeführt, um die Station
mit weiteren Vorräten und Instrumenten zu bestücken.
Während der Shuttle-Missionen mussten bereits die ersten Reperaturen durchgeführt werden.
Lediglich einmal wurde es bis jetzt für die ISS gefährlich: Spezialisten der NASA hatten bei einem
Ausweichmanöver den Massezuwachs der ISS durch die Versorgungslieferungen nicht
berücksichtigt. Glücklicherweise passierte der auf Kollisionskurs befindliche Weltraumschrott die
Station doch in größerer Entfernung als erwartet.

Am 31.10.2000 startete die erste ständige Mannschaft
mit einer Sojus von Baikonur aus zur ISS. Sie bestand aus Sergej Krikalew, Jurij Gidsenko und Bill
Shepherd. Ihre Mission bestand vorallem darin die Station für sich selbst und die nachfolgenden
Missionen bewohn- und nutzbar zu machen . Im Dezember 2000 wurde Rahmen einer Endeavour-Mission
Solarflügel im Wert von 600 Mio. US$ installiert. Da sich einer der Flügel nicht richtig ausfahren ließ,
musste in einigen Weltraumspaziergängen bereits eine Reparatur an diesem System durchgeführt
werden. Anschließend traf sich die Endeavour-Crew mit der ersten Besatzung der ISS, um ein
vorweihnachtliches Fest zu feiern. Anfang Februar brachte das Shuttle Atlantis das US-Forschungsmodul
"Destiny" (= Schicksal) zur ISS. Neben den Forschungsaufgaben, leistet das rund 16t schwere Modul
auch einen wichtigen Beitrag zur Steuerung und Versorgung der Station. Am 18. März 2001 verließ
die erste Crew die ISS. Drei neue Bewohner (Susan Helms, James Voss und Jurij Usatchew als
Kommandant) werden die Forschungs- und Aufbauarbeiten an Bord der Station bis zum Juli weiterführen.
Die erste ISS-Besatzung hat bereits vier Monate auf der ISS verbracht.


Die ISS wird in Ihrer vorerst endgültigen Ausbaustufe beeindruckende Maße aufweisen. Ihre
Spannweite beträgt dann 107, ihre Länge 80 Meter. Das Volumen wird sich auf rund 1.200 m3
belaufen. Am Boden würde die ISS rund 500 Tonnen auf die Waage bringen. Die Solarpanele der
Station haben eine Gesamtfläche von ca. 4.500 m2 und erzeugen rund. 110 kW für Betrieb,
Lebenserhaltung und Experimente. Laut Plan wird die ISS über 6 Forschungslabors (2 USA, 2 Rußland,
1 Europa, 1 Japan), 2 Wohneinheiten (1 Rußland, 1 USA), 3 Knoten (Verbindungselemente),
4 Versorgungsmodule (Stromversorgung, Treibstoff), 2 Transportsysteme bzw. Rettungssysteme
(Shuttle, Sojus), 4 Versorgungssysteme (Space Shuttle, Progress, ATV, HTV), 3 Rückkehrsysteme
(Space Shuttle, Sojus, CRV) 3 Roboterarme (1 Kanada, 1 Europa, 1 Japan) und 1 Freiflieger
"Inspector" (Europa) verfügen. Nach Abschluß der Arbeiten werden schätzungsweise 650  
Arbeitsstunden in der Schwerelosigkeit erbracht sein und eine - nach bisherigen Maßstäben -
gigantische Station in durchschnittlich 400km Höhe um die Erde kreisen.

Sie wird ungefähr die Größe eines Fußballfeldes haben (106mx95m) und nachts von der Erde aus
mit blossem Auge, als hellstes Objekt am Himmel sichtbar sein. Die Kosten für den Aufbau und
Betrieb der Station werden vorsichtig auf 100 Mrd US$ geschätzt. Die ESA (Europa) wird insgesamt
das Columbus-Labor, einen Roboterarm, ein Mannschaftstransportsystem
(CTV), ein Gütertransportsystem (ATV), den freifliegenden "Inspector" und Bestandteile anderer
Module (z. B. den Bordrechner in Swesda) beisteuern. Außerdem werden Ariane V Flüge
als Sachleistung eingebracht und Technologielösungen an die beteilgten Partner geliefert.
Auch das ATV wird mit Ariane 5 gestartet. Bei 20,5 Tonnen Gewicht und 8,5m Länge,
kann es über 9 Tonnen Ausrüstung und Versorgungsgüter zur ISS bringen. Jeder dritte Flug von
Proton und Shuttle wird in irgendeiner Form auch europäische Technologie an Bord haben.

Einen großen Anteil daran hat Deutschland doch auch vorallem Italien konnte viele Zulieferaufträge
anderer ISS-Partner verbuchen. Das europäische Columbus-Modul wird 6,7m lang sein,
4,5m Durchmesser aufweisen und rund 10 Tonnen schwer sein. Gegenüber den ursprünglichen
Planungen ist es damit leider nur halb so groß wie geplant. Pro Jahr sollen trotzdem bis zu
500 Experimente durchgeführt werden. Der europäische Anteil an der ISS liegt bei ca. 6%.
davon hält Deutschland 41%. Pro Jahr ist dies einen Aufwand von 250 Millionen DM. Pro Kopf
bedeutet das an der ISS einen Kostenanteil von rund 3,10DM - sicher eine verschmerzbare Belastung.
Aufgrund der vergleichsweise geringen Beteiligung erwirbt die ESA leider auch nur eine
vergleichsweise niedrige Nutzungsdauerberechtigung:  
51 % Nutzung von Columbus
 8,3 % Nutzung der westlichen Stationsressourcen in Bezug auf Anwesenheitszeit, Energie usw.

Es besteht für die ESA jedoch die Möglichkeit sich von anderen Partnern Nutzungsdauer zu kaufen
oder über weitere Sachleistungen zu erwerben.  Das COF wird gegen Ende des ISS Aufbaus mit
dem Space Shuttle in den Orbit gebracht. Die ESA zahlt dafür sozusagen in Naturalien und
liefert Node 2 und 3 sowie mehrere Versorgungssysteme an die NASA. Es ist vorgesehen, daß
das Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen/Deutschland den Betrieb des COF kontrolliert. Der
Betrieb der ATVs wird vom CNES Kontrollzentrum in Toulouse gesteuert. Der endgültige
Fertigstellungstermin der ISS verschiebt sich mittlerweile so häufig, daß es müßig wäre an dieser
Stelle einen Zeitplan zu veröffentlichen. Die meisten "aktuellen" Zeitpläne sind schon beim
Erscheinen veraltet und nicht mehr praktisch umsetzbar. Unter Führung der NASA wird derzeit
überlegt den Zeitplan zu straffen, um bisher entstandene Verzögerungen wieder aufzufangen.
Stand heute wäre eine Fertigstellung bei Beibehaltung der festgelegten Reihenfolge erst 2006
möglich. Gegenüber den Ur-Plänen stellt dies aber eine erhebliche Verzögerung dar, die
anscheinend keine Akzeptanz mehr findet und deshalb vermieden werden soll.